Schöner reinfallen in Niederhausen

Das „Freiweg“-Einer-Wochenende mit Kenter- und Wiedereinstiegstraining in Niedernhausen Mitte Juli war wieder ein „Reinfall“ der schönsten Sorte und machte allen Beteiligten große Freude!

Bei der Ankunft am Samstag beim RKV Bad Kreuznach in Niedernhausen legten die Trainer_Innen  (Kirsten, Thomas, Eberhard, Kerstin und Christine) gerade nach ihren ersten morgendlichen Bahnen am Steg an. Während sich die meisten Ankömmlinge auf Kaffee- und Erfahrungsmangel und überhaupt so früh am Morgen beriefen, zeigte eine Neueinsteigerin namens Cornelia keine Furcht und wurde folgerichtig direkt vom Auto- auf den Rollsitz befördert, um das Niedernhausener Ruderrevier in Eigenregie zu erkunden. Wir anderen, also Alex, Patte, Matthias, Krister, Anke, Bernhard, Markus, Norbert und Tabea erhielten von Kirsten eine theoretische Einweisung in die Untiefen und Treibholzfallen des Reviers.

Beim anschließenden Frühstück offenbarten sich die kulinarischen Präferenzen der Teilnehmer_Innen: Während den einen nur Selbstgepflücktes und -verarbeitetes auf den Teller kommt, schrecken andere auch vor einer Mélange américaine aus Traubengelee und Erdnussbutter in Streifenoptik im ansprechenden 0,5-Liter-Glas nicht zurück (für InteressentInnen: Der kulinarische Höhenflug hört auf den Namen „Goober“[1]). Wieder andere lösen das Qual-der-Wahl-Problem durch eine kompromisslose Nutella-Diät. Im Ergebnis machten jedoch alle einen gestärkten Eindruck, sodass wir uns nun dem eigentlichen Zweck unseres Besuchs nähern konnten: dem Einer-Fahren. Kurz noch Sachen aus dem Auto holen, Sportklamotten aus den Untiefen der Taschen wühlen, umziehen, Schmuck ablegen, eincremen, Kontaktlinsen einsetzen (Mist, das wäre andersrum sinnvoller gewesen – egal, wer braucht schon freie Sicht beim Rudern), Kappe & Sonnenbrille in Position bringen, ab an den Steg uuuuund Boote verteilen.

Neben unseren eigenen drei Grazien Hummel, Libelle und Schwalbe standen uns je nach Gewichts- und Fähigkeitsklasse verschiedene Boote unseres Gastgebervereins RKV Bad Kreuznach zur Verfügung, in denen wir nun auf mehr oder weniger wackligen „Beinen“ auf das spiegelglatte Wasser der Nahe geschickt wurden. Nach ersten verhaltenen Metern wuchs das Vertrauen und wir glitten vorbei an Anglern, malerisch auf Ästen aufgerollten Schlangen und grünen Flusspflanzenteppichen Schub für Schub in Richtung Brücke, zurück bis ans Wehr und wieder gen Steg, der innere Frieden nur gestört durch das rhythmische Quietschen der Libelle und plötzliche, vermeintlich völlig grundlos auftretende Schieflagen und prompt erschallende „Hände auf gleicher Höhe!!“- oder „An den Füßen nach vorne ziehen und Hände auf gleicher Höhe!!“-Rufe aus dem Off. Erkenntnis aus dem Renn-Einer: Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Und: Hände auf gleicher Höhe.

Erschöpft von der eigenen Konzentrationsleistung und der vom wolkenlosen Himmel herabscheinenden Sonne sanken wir nach dieser Einheit zum Faulenzen ins Gras des vereinseigenen Deichs. Christine verstand es, unsere Lebensgeister nach kurzer Pause mit frischer Wassermelone wieder zu wecken (für das eigentlich geplante vollwertige Mittagessen war es einfach zu heiß), bevor Kirsten die gefürchtete Kenter- und Balanceübungseinheit einläutete. So standen wir bald wiederum mit wackligen Beinen mitten auf der Nahe auf den Trittbrettern und stiegen zirkusreif über die mit einer Hand gehaltenen Skulls und zurück, um dann spätestens bei dem Versuch, im Boot die Skulls zu tauschen, zu scheitern und endlich doch im kühlen Wasser zu landen. Zeit zum Einsteigenüben. Auch hier war wieder Koordinationsfähigkeit, Kraft und nicht zuletzt Durchhaltevermögen gefragt, nach einiger Zeit hatten jedoch alle wieder „festen“ Boden unter dem Hintern und konnten sich um die davongetragenen Blessuren kümmern.

Ausgestattet mit den neu erworbenen Fähigkeiten ging es am Nachmittag noch einmal für eine ambitioniertere Einheit aufs Wasser, bei der uns die Trainerinnen mit einer wohldosierten Mischung aus Druck und Motivation im Motorboot vor sich her trieben und unsere Ruderkünste mit dem Handy aufnahmen. Damit war der rudersportliche Teil des Tages beendet und es ging an die Vorbereitung des großen Grillgelages, die uns in der Küche des Vereinshauses einige Zeit auf Trab hielt. Belohnt wurde die Arbeit mit leckeren Salaten, selbstgebackenem Brot, frisch gewürzten Würstchen, feinem Nachtisch und und und. Der sternenklare Himmel und der Grillplatz direkt am Wasser bildeten die perfekte Kulisse, um den Tag beim gemütlichen Ums-Feuer-Sitzen im Plausch mit den Mainzer Gästen ausklingen und die Gespräche um Sternformationen, Mückenschutz, Nudistencamps und natürlich das Rudern kreisen zu lassen, bevor nach und nach alle in ihren jeweiligen Schlafgemächern (Vereinshaus, Bootshaus, Pension, Zelt, Himmelszelt) verschwanden.

Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Aufstehen mit einer ersten Einheit auf unverändert spiegelglattem Wasser und dafür zum Teil in anderen Booten (Wegwienix? Nixwieweg?) weiter – perfektes Timing, denn während wir anschließend unserem bereits beschriebenen reichhaltigen Frühstück frönten, prasselte es draußen los. Pünktlich zur Abschlusseinheit hatte sich der Regen jedoch wieder verzogen und noch spiegelglatteres Wasser hinterlassen. Einige hatten noch nicht genug vom Kentertraining, andere zogen unbeirrt Bahn um Bahn und so verabschiedeten sich alle auf ihre Weise von der Nahe und dem Gast-Revier.

Auch das abschließende Aufräumen, Putzen, Anhängerbeladen und Gruppenfotoschießen ließ sich dank der Hilfe vieler Hände schnell bewerkstelligen, sodass der Freiweg-Anhänger am Sonntag pünktlich wieder auf dem Frankfurter Vereinsgelände einlaufen konnte.

Dankeschön an dieser Stelle an alle TrainerInnen, OrganisatorInnen und natürlich auch den RKV für das schöne, gesellige Wochenende und die Gelegenheit, sich dem Einer-Fahren auf wunderbar glattem Wasser und ohne Tanker im Nacken zu nähern!

[1]… und wahrscheinlich ist die Häme völlig fehl am Platz, da ich die Kreation selbst gar nicht probiert habe.