Im Gedenken an Martha Gumbrecht

»DIE GRANDE DAME DES FRANKFURTER (RUDER-) SPORTS.« 

Mit 1,60 m war sie körperlich zwar keine große Erscheinung, um so größer jedoch waren ihre Energie und ihre Schaffenskraft: Am 22.12.2015 wäre Martha Gumbrecht 100 Jahre alt geworden. Anlass für ihren Verein, dem Frauen-Ruderverein »Freiweg« Frankfurt und den Hessischen Ruderverband, des Menschen Martha Gumbrecht und ihrem großartigen Wirken im und für den Sport zu gedenken.

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Gig-Achter „Uns’ Madda“, Henrik Lotz (Ehrenvorsitzender DRV), Petra Roth (frühere OB Frankfurt/Main) und Antje Stachel (Vorsitzende FRV »Freiweg« Frankfurt). Foto: www.rudern.de

Wer „uns´ Madda“ kennen gelernt hatte war beeindruckt von dieser energiegeladenen und agilen Persönlichkeit, die stets ein Auge und ein Ohr für ihre Mitmenschen hatte, der scheinbar nichts entging und die mit ihrem charmant-einnehmenden Wesen rasch Menschen für sich und „ihre Sache“, dem Rudern, gewinnen konnte!

Die Vorsitzende des »Freiweg«, Antje Stachel, begrüßte im renovierten Saal des Vereins zahlreiche Weggefährten und Bewunderer Martha Gumbrechts, insbesondere natürlich aus Rudererkreisen. Als Ehrengäste geladen waren die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, der Ehrenvorsitzende des Deutschen Ruderverbandes, Henrik Lotz und der Ehrenvorsitzende des Hessischen Ruderverbandes, Reinhard Schintze. Alle hatten ihre Teilnahme zugesagt, ohne eine Sekunde des Zögerns.

Antje Stachel würdigte in ihrer Rede die außerordentlichen Verdienste der verstorbenen Jubilarin, mit besonderem Hinweis auf ihre Pionierarbeit auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Frauen im Sport und darüber hinaus. Natürlich unvergessen auch die Leistungen für „ihren“ Verein: „Kennen Sie das, wenn immer schon jemand vor Ihnen da war? Das ist unangenehm bei Parkplatzsuchen. Geht aber jemand vor Ihnen durch Türen, die Sie nicht mehr öffnen müssen, dann ist das wie Rudern ganz ohne Druck auf dem Blatt!“ Ein Dank, den die heutige Vorsitzende ihrer Vor-Vorgängerin aus vollstem Herzen widmete.

Petra Roth, ehemaliges Frankfurter Stadtoberhaupt, erinnerte an die Zusammenarbeit mit Martha Gumbrecht. Der gemeinsame Weg begann, als Roth noch Sportdezernentin der Stadt Frankfurt war. Sie erlebte Martha Gumbrecht als pragmatische Visionärin abseits einer politischen „Frauenbewegung“, den Zeitgeist nutzend, „der Gleichberechtigung von Frauen auch im Leistungssport und auf den Spitzenpositionen der Sportverbände ein Schub zu geben. Sie hat das Bewusstsein geschaffen, dass eine Frau das auch alles kann.“ Petra Roth sprach den Gästen aus der Seele als sie mit den Worten schloss: „Martha, ich hab´ Dir ins Gästebuch dieser Feier geschrieben: Du fehlst!“

Henrik Lotz, Ehrenvorsitzender des DRV, erinnerte in der ihm eigenen launigen Art an die große Persönlichkeit und die Verdienste der Jubilarin. Insbesondere die charmante Hartnäckigkeit, mit der sie ihre Ziele konsequent verfolgte, ohne sich von den Menschen zu entfernen, nötigten Respekt ab. Eine Frau der Tat, mit Herz und Verstand, ohne intellektuelle Höhenflüge, aber auch ohne jegliche Scheu Verantwortung zu übernehmen. So ging sie ihren Weg von der Vereinsvorsitzenden bis zur langjährigen Vorsitzenden des Hessischen Ruderverbandes, dessen Leitung sie in einer schweren Zeit übernommen hatte.

Seine Rede schloss Lotz mit den Worten: „Danke Martha. Wenn der liebe Gott jemals wieder eine Martha bauen würde, dann bitte eine, die wieder uns als dankbare Freunde hätte…“

Der Ehrenvorsitzende des HRV, Reinhard Schintze, auf dessen Initiative hin diese Gedenkveranstaltung stattfand, fungierte als abschließender Redner.

Schintze hatte das Amt des HRV-Vorsitzenden von Martha Gumbrecht übernommen. Auch er lobte die große Sachkenntnis, das Engagement und die Zielstrebigkeit auf der einen Seite, verbunden mit einem hohen Maß an Menschlichkeit: „In den von ihr geleiteten Vorständen herrschte eine offene und freundschaftliche Arbeitsweise, sie suchte die gedankliche Auseinandersetzung im Team. Sie stellte sich der Diskussion in den Sitzungen und es gab unter ihrer Leitung keinen Vorstand der Ja-Sager.“

Besonders würdigte Schintze die Verdienste Martha Gumbrechts und ihres Stellvertreters Hans Bruchmeier bei der Installation der Regattastrecke und des Leistungszentrums am Werratalsee in Eschwege.

So endete eine würdige, aber stets von froher Erinnerung getragene Gedenkfeier am zentralen Wirkungsort der Jubilarin. Für Weggefährten und Begleiter auf dem Weg der Martha Gumbrecht zugleich eine nette Gelegenheit, sich oftmals nach Jahren wieder persönlich zu begegnen.

Das hätte sie besonders gefreut, sie, für die das „Wir“ und das „Miteinander“ besonders wichtig waren!

Dietmar Langusch | Quelle: www.rudern.de