Seegurke, Delfin & Blaues Wunder: Bootstaufe im „Freiweg“

DAS kam in der inzwischen 98-jährigen Geschichte von „Freiweg“ bisher wirklich selten vor: Gleich neun Boote, darunter acht Einer und ein Fünfer wurden vor dem Bootshaus in Frankfurt-Niederrad feierlich getauft, gingen bei mehr als lebendigem Frühjahrswasser auf Jungfernfahrt und kehrten trotz Wind und Wellen heil wieder zurück.

Die Neuner-Bootstaufe war Grund genug für den Vorstand, viele Mitglieder sowie zahlreiche Gäste, diesen besonderen Tag mit einem großen Fest zu feiern und das alljährliche Anrudern mit einer Taufzeremonie zu verbinden, zu dem sich alle besseres Wetter gewünscht hätten. Aber bekanntlich lässt sich das tapfere Rudervolk von der Witterung nicht abhalten, gemachte Pläne in die Tat umzusetzen!

Mehrere Dutzend engagierte Helferinnen und Helfer hatten seit vielen Wochen auf dieses Ereignis hingearbeitet, geplant, organisiert, geräumt, dekoriert, gekocht und gebacken. Vor dem Bericht daher an dieser Stelle ein herzliches DANKESCHÖN an alle Beteiligten!

Das Fest – liebevoll vorbereitet!

Ein freundlich winkendes Empfangskomitee begrüßte die Taufgäste am Bootshaus in der Mainfeldstraße in Frankfurt-Niederrad! Für die Gäste waren ausreichend Parkplätze reserviert, das Gelände feierlich mit Girlanden und Luftballons in Vereinsfarben geschmückt, Sektgläser, kleine „Taufbembel“, ausreichend Apfelwein und ein „Taufpatenzelt“ waren liebevoll vorbereitet worden. Beeindruckend war die Ausstellung der zu taufenden Boote, die stolz und mit Blumen dekoriert in  Hängeböcken vor dem Bootshaus aufgebaut waren und so auf die Zeremonie warteten.

Die Boote, ihre Täuferinnen und Täufer und die „Jungfernfahrtbesatzungen“:

Den Skiff namens Delfin taufte Peter Weiler, ehemaliger Vorsitzender Sport, verbunden mit dem Hinweis, dass das Boot ruhiger laufen möge, als es das Wasserverhalten des gleichnamigen Tiers vermuten lässt. Michelle Chasseur hatte bei der Tauffahrt dann auch weniger mit Sprüngen des Boots als mit Wellen und eiskaltem Märzwind zu kämpfen und bereute möglicherweise zwischendrin ein wenig ihre arg optimistische Kleiderwahl:

Natürlich war sie nicht die Einzige, die angesichts der garstigen Witterung (kalter, böiger Wind, Temperaturen im einstelligen Bereich und leider ohne die angekündigte Sonne) ziemlich fröstelte. Auch Sylvia Ecke, stellvertretende Leiterin des Sportamts der Stadt Frankfurt, hätte sich für ihre Taufe des wellenbeständigen Coastal-Rowers Adacia sicherlich ein paar Grad mehr auf dem Thermometer gewünscht. Immerhin gefror aber der Apfelwein während des Taufvorgangs nicht ein und Corinna Ostermann berichtete nach Rückkehr von der Jungfernfahrt auch nicht von Eisschollen auf dem Wasser:

Sehr berührende Worte fand Karolin Spies bei ihrer Taufansprache für den Wintec-Skiff K L.A.udia ’84, der ihrer verstorbenen Mutter Klaudia Hornung gewidmet wurde. Der Verein möchte ihrer gedenken und ihre Tochter war sich unter Tränen ganz, ganz sicher, dass die so geehrte Ruderkameradin die Bootstaufe vom Himmel aus mit großem Stolz und besonderer Freude beobachte. Unsere Leistungsrudererin Mira Schwab war es entsprechend auch eine Ehre, das Boot zum ersten Mal nach der Taufe zu Wasser zu lassen:

Eine Seegurke würde man ja normalerweise weder auf, noch am, noch im Main vermuten – bis zu diesem Tag im „Freiweg“, als Dr. Jennifer Engler vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt den Taufbembel über dem gleichnamigen Empacher-Einer entleerte und dem schwimmenden Gemüse die obligatorische Handbreit Wasser unter dem Kiel wünschte, bevor Ann-Katrin Heimer leicht fröstelnd mit dem Boot zur Tauffahrt aufbrach – genau in dem Moment als mehrere Schubverbände für ordentlich Wellen beim Ablegevorgang sorgten:

Kibbeling, der Name eines weiteren Empacher-Skiff, verdankt seinen Namen genau diesem wabbeligen Wasser. Weil beim Queren der allseits beliebten „weißen Flotte“ so manche Ruderfahrt arg kibbelig wird, taufte „Freiweg“-Jubilarin Angelika Rohfuss das Boot auf ebendiesen Namen und verwies in ihrer launigen Taufrede darauf, dass sie die stolzen 50 Jahre im Verein allein der Tatsache verdanke, dass sie schon kurz nach der Geburt in den Verein „eingetreten“ sei auf Wunsch ihrer ruderbegeisterten Familie, die den im Verein traditionsreichen Namen Meyer trägt. So half dann auch Ulf Meyer, stellvertretender Vorsitzender Sport im „Freiweg“, dem Ruderkameraden Jasper Kunstreich (FVV) beim Einsetzen zur Tauffahrt (zu der Jasper die optimistisch mit an Bord genommene Sonnenbrille wohl kaum gebraucht haben dürfte aber das unverhofft eingebrochene Winterwetter hatten wir ja bereits erwähnt):

Auf den Namen Rantanplan hört nicht nur der Wauwau von Comic-Cowboy „Lucky Luke“ – diesen Namen trägt nun auch offiziell ein weiterer Empacher-Skiff, den Christine Günther taufen durfte, verdiente ehemalige Ruderwartin des Vereins. Trainerin und Leistungsrudererin Michaela Hiemer steuerte das Boot bei der Tauf-Gassi-Runde – ebenfalls mit kurzem Beinkleid:
Nicht nur wegen seiner satten Farbe erfreut sich ein C-Gig Vierer/Fünfer namens Blaues Wunder im Verein seit seiner Anschaffung großer Beliebtheit. Leicht, schnell und geschmeidig gleitet das Boot über den Main. Gundi Friedrich vom Landessportbund Hessen, hier für Sportentwicklung und Gleichstellung zuständig, war stolze Taufpatin und hatte sich sogar passend zum Bootsnamen eingekleidet für die Zeremonie. Die erste Fahrt nach der Taufe absolvierten dann Monika Höchtl, Jan Biersack, Antje Neumann, Heike Polle und Steuerfrau Angelika Eichstaedt (FVV):

Romantisch und wieder ein wenig rührend wurde es dann bei der Taufe des Wenig-Einers Feuervogel. Die Taufpatin und Stifterin aus Liebe, Monika Gutheil, übernahm gerne den Deko-Blumenstrauß vom Rollsitz und übergab dann das Boot ihrer Ehepartnerin Cornelia Maier-Gutheil voller Stolz zur Tauffahrt (auch Cornelia, tapfer und abgehärtet, wie wir sie kennen in kurzer Trainingshose):

Die große Freiheit auf dem Wasser kennt sie nur zu gut, gehört sie doch seit unglaublichen 70 Jahren dem „Freiweg“ an und hat den Verein gemeinsam mit ihrem Mann Helmut „PF“ Meyer wahrlich geprägt: Christel Meyer war – nicht nur deshalb – die ehrenvolle und stolze Patin des Salani-Skiffs Kleine Freiheit und entleerte schwungvoll den Taufbembel mit Äppler über dem Boot. Kerstin Steinicke, engagierte Trainerin im Verein, nahm das Boot stolz von der Jubilarin zur Tauffahrt entgegen:

Und – das Beste kommt ja bekanntlich immer zum Schluss – zur Belohnung für alle Leserinnen und Leser, die bis hierher durchgehalten haben, gibt es jetzt noch eine fröhliches, buntes und bilderreiches Album zur Bootstaufe mit vielen lachenden Gesichtern und all den Menschen aus dem Verein, die den „Freiweg“ so besonders machen, egal ob sie seit Jahrzehnten oder erst seit Monaten in Niederrad aufs Wasser gehen.

Danke an alle, die da waren, das Fest ausgerichtet, mitgefeiert, getauft und in der März-Kälte während der kompletten Taufzeremonie ausgeharrt haben – und viel Spaß mit den folgenden Bildern:

ki

Text & Fotos: Michael Kasper