Große Wanderfahrt 2021 auf der Havel – „mit Niveau“

Boote auf der Havel

 

Die diesjährige Wanderfahrt vom 7.-15. August 2021 setzte dort ein, wo die Wanderfahrt 2019 geendet hatte: im Bundesland Brandenburg auf der Halbinsel Werder, und endete nach circa 180 km in Havelberg, kurz vor der Mündung der Havel in die Elbe.

Fachmännisch vorbereitet von dem bereits sehr erfahrenen Team um Kirsten Huckenbeck, Thomas Benner, Thomas Hillermann und Hilmar Herbig.

Die idyllische Strecke auf kleinen Wasserwegen fand großen Zuspruch unter den 23 Teilnehmer*innen. Sicherheit ging stets vor – dennoch musste das ein oder andere Mal auch zu kreativen Lösungen gegriffen werden, wenn mal ein technischer Defekt auftauchte, sei es die Materialermüdung bei Dollenmanschetten, zerbröselnde Skullgriffe oder auch mal ein unverrückbarer Autositz. Gerudert wurden überschaubare Strecken von 23-41 km täglich, die Dank des Landdienstes, der für ein reichhaltiges und überaus hübsch arrangiertes Mittagsbuffet (auch mit „fortschrittlicher“ Nahrung!) sorgte, gut zu bewältigen waren.

Das Besondere an dieser Sportgemeinschaft war der schnell zusammen gewachsene Zusammenhalt der Teilnehmer*innen aller Couleurs von 38 bis über 70 Jahren.

Und diese Wanderfahrt auf ruhigen, mit Schilf bewachsenen Wasserstraßen, bot zusätzlich die Möglichkeit zur Verfeinerung der Rudertechnik und Optimierung der Steuertechnik: Wird das Boot schneller, wenn man die Skulls als Segel benutzt oder wenn man sie durchs Wasser zieht? Kann man unter Wellen ‚durchtauchen‘, wenn sie höher als die Bordwand sind? Und wo ist eigentlich der Knopf bei ferngesteuerten Automatik-Schleusen? Solche und weitere Fragen boten angeregten Diskussionsstoff und zeigten, dass Wanderfahrten immer auch der Weiterbildung dienen – ganz im Sinne ‚lebenslänglichen‘ Lernens. Durch die Intensität des Zusammenseins und des Sich-Zeit-Nehmens für die Mitruder*innen im Boot ist auf Wanderfahrten wie dieser vielleicht sogar ein effektiveres Arbeiten an der Rudertechnik, am Steuern und der Rudermotivation möglich als beim wöchentlichen Training. Als ‚Monnemerin‘ mit einigen Erfahrungen in anderen Rudervereinen war ich jedenfalls erstaunt über die Hilfsbereitschaft, nicht nur in dieser Hinsicht.

Wanderfahrt auf der Havel

 

Kirsten und Thomas Benner waren für die Etappenwahl auf den verschiedenen Wasserstraßen und Seen (neben der Havel auch der Beetz-, der Breitling- und der Plauer See) sowie die Auswahl der Bade-, Mittags- und Lagerplätze in dem weitgehend renaturierten, unter Naturschutz stehenden Wasserwanderrevier und für das kulturelle Begleitprogramm zuständig – Klaus Schönhoff vom Ruderclub Havel-Brandenburg gab uns eine Stadtführung, und beim anschließenden Orgelkonzert flossen – dem Namen des restaurierten Orgelwerks in der Katharinenkirche entsprechend – verstohlen, aber reichlich Tränen der Rührung: Wer wollte „Pirates oft he Carribean“ oder „Nothing else matters“ noch jemals anders als auf der „Tokatha“ mit ihren 96 Registern und über 6.300 Pfeifen hören?

Thomas Hillermann hatte sich um die Reservierung der wunderbaren Unterkünfte und Hilmar um die Reservierung der Restaurants und all die anderen ‚Details‘ rund um die Wanderfahrt gekümmert. Und das ist nicht wenig – von A wie Abfahrt über L wie Landdienst bis Z wie Zusammenpacken von Medikamenten, Messern und Mittagstischdecken, zumal ja auch die 4 Gig-Boote verladen und 2 Neun-Sitzer von Etappe zu Etappe bewegt werden mussten. Ein eigener Bus oder ein Auto mit Hängerkupplung wäre hier natürlich von Vorteil, um solche wunderbaren Ausfahrten öfter zu ermöglichen. Doch auch ohne das hat die Planung gut geklappt – und das Ungeplante wurde harmonisch und ohne Gezeter gemeinsam bewältigt.

 

Als Gastruderin war ich erstaunt über die gute Stimmung, die herzliche Aufnahme und die fantastische Planung. Auch die Wettergöttin zeigte sich ruderbegeistert, da Gewitter stets nach erfolgtem Anlanden stattfanden. Viele gute Erinnerungen machen diese Ausfahrt zu einem echten Höhepunkt in diesem Jahr, lediglich ein paar Schnakenstiche sind zu beklagen.

Es wäre ganz wunderbar, wenn auch im nächsten Jahr wieder eine solche Fahrt anvisiert wird.

Linde aus Mannheim (Text, Fotos und Redaktion Linde, Kirsten, Hilmar)